„Wie gejagte Tauben“

Die Kunst, die Literatur und die Wissenschaft sind drei Säulen unserer Gesellschaft, die niemals schlafen – auch nicht in Zeiten einer Pandemie, die gerade einen Großteil des öffentlichen Lebens zum Stillstand zwingt. Stillstand, ein Fremdwort für den Münsteraner Sozialpädagogen und mehrfach ausgezeichneten Autoren Molla Demirel, für den das Schreiben schon immer eine bedeutende Energiequelle war und bleibt. „Wie gejagte Tauben“ heißt sein neuer Erzählband, der jetzt im Free Pen Verlag erschienen ist. In 19 Kurzgeschichten stellt der in der Türkei geborene Schriftsteller einmal mehr seine scharfe Beobachtungsgabe unter Beweis. So schreibt er vor allem über das oft von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit geprägte Zusammenleben in der deutschen Gesellschaft, dessen Teil er selbst seit den frühen siebziger Jahren ist. Aber wer ist dieser „Fremde“ überhaupt in einem Land wie Deutschland, das rund 83 Millionen Menschen ihr Zuhause nennen, darunter mehr als ein Viertel mit Migrationsvorgeschichte?

Diese Frage stellt sich Demirel nicht nur in seinen Erzählungen und Gedichten, sondern bei seiner täglichen Arbeit in dem von ihm vor über vierzig Jahren gegründeten Verein „Radio-Kaktus Münster e.V.“, der Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit vielfältigen Erfahrungsschätzen im Rahmen von Kunst-, Kultur- und Medienprojekten und -veranstaltungen zusammen bringt. „Zusammen“ lautet auch der Name des Titelbildes von „Wie gejagte Tauben“, gewidmet Molla Demirels Frau Sakine Demirel durch den Künstler Ismail Çoban. Buch- und Bildtitel weisen so in gewisser Weise den Kontrast auf, auf den der Schriftsteller in seinen Werken immer wieder hinweist: Das Gemeinsame gegen das Gespaltene, das Friedliche gegenüber der Unruhe und letztlich der Versuch zu überzeugen, dass wir alle und überall irgendwie Fremde sind, nur Besucher auf dieser Welt, geboren mit den gleichen Rechten, der gleichen Freiheit und Würde.

Weil die Feder des Schriftstellers niemals ruht, dürfen sich Demirels Leser schon auf seine nächsten Veröffentlichungen freuen: Demnächst bringt der Free Pen Verlag seine neue Gedichtsammlung heraus. Außerdem ist ein Buch zum Thema „60 Jahre (Arbeits-)Migration / deutsch-türkische Beziehungen“ geplant, das eine Bilanz zieht nach Jahrzehnten der Bereicherung nicht nur für den Arbeitsmarkt.

Die Einnahmen des Buchverkaufs kommen der interkulturellen Sozial- und Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Münster, sowie dem von Molla Demirel gestifteten Internationalen Kinderspielzeugmuseum Münster zugute. ISBN 978-3-945177-77-8.